/// Formula Student

Die Formula Student ist ein internationaler Wettbewerb, bei dem Studenten von Universitäten aus aller Welt jedes Jahr einen eigenen formelähnlichen Rennwagen konstruieren, entwickeln und fertigen. Ziel ist die Teilnahme an den offiziellen Veranstaltungen auf echten Rennstrecken, bei denen über mehrere Tage hinweg acht verschiedene Disziplinen zu absolvieren sind. Hierbei geht es nicht bloß um das Erreichen der schnellsten Zeit mit dem eigenen Auto, doch dazu unten mehr.

Die deutsche Austragung, die Formula Student Germany (FSG), wurde erstmals 2006 vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) ins Leben gerufen und entstammt der Formula SAE, die ihrerseits 1981 von der Society of Automotive Engineers in den USA gegründet wurde. Neben der Formula Student Germany finden im europäischen Raum noch Rennwochen in Großbritannien, Italien, Niederlanden, Spanien, Ungarn und Österreich statt. Zusätzlich gibt es Veranstaltungen in Australien, Brasilien, China, Japan und seit 2014 auch Russland.

Abhängig von der Form des Antriebs, ist die Formula Student aufgeteilt in zwei Klassen; Formula Student Combustion (FSC) für Verbrennungs- und Formula Student Electric (FSE) für Elektrofahrzeuge. In Großbritannien existiert seit 2007 nebstdem die Formula Hybrid. Weiterhin treten seit 2017 fahrerlose Rennfahrzeuge in der neu geschaffenen Klasse Formula Student Driverless (FSD) an. Bei der FSG am Hockenheimring nehmen jährlich 75 Teams im Bereich FSC und 40 Teams im Bereich FSE teil. Aufgrund der verschiedenen Antriebskonzepte werden die Wettbewerbe FSC, FSD und FSE getrennt voneinander bewertet.

/// Disziplinen

Der Wettbewerb der Formula Student Germany ist in sogenannte dynamische und statische Disziplinen aufgeteilt. Dabei können in Summe maximal 1000 Punkte erreicht werden, 675 in den dynamischen und 325 in den statischen Disziplinen.

/// Statische Disziplinen

Die statischen Disziplinen testen die Teams vor allem abseits der Strecke und ihre Vorbereitung auf die Rennwoche.

 

Engineering Design

Beim Engineering Design wird die Ingenieursleistung des Teams sowie das technische Verständnis der einzelnen Konstrukteure bewertet. Dabei spielt vor allem die Darstellung der verwendeten Lösungsansätze zur Auslegung verschiedener Fahrzeugkomponenten, die Materialienauswahl und das verfügbare Budget eine große Rolle. Im Engineering Design sind 150 Punkte erreichbar.

Cost Report

Der Cost Report basiert auf der Annahme, einen Formula Student-Boliden mit einer Stückzahl von 1000 pro Jahr produzieren zu müssen. Im Bericht sind die Kosten für die Fertigung eines Rennwagens aufzulisten. Unter Berücksichtigung von Design und Konzept wird geprüft, wie effizient das Team mit den Herstellungskosten umgegangen ist und wie sinnvoll die Fertigungsverfahren ausgewählt wurden, um möglichst wirtschaftlich zu fertigen. Es kann eine maximale Punktezahl von 100 Zählern erreicht werden.

Businessplan

In einer knapp zehnminütigen Präsentation wird den Juroren ein Businessplan vorgestellt. Hintergrund dieses Planes ist die fiktive Vermarktung des Fahrzeuges als Kleinserie für Privatkunden. Die höchste zu erreichende Punktezahl liegt bei 75.

Scrutineering

Bevor die Studenten mit ihrem Rennwagen an den verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen dürfen, muss ihr Fahrzeug beim Scrutineering einer technischen Abnahme unterzogen werden. Es wird geprüft, ob das Auto regelkonform konstruiert und gefertigt wurde und ob alle sicherheitsrelevanten Funktionen ohne Einschränkung funktionieren.

Außerdem gilt es verschiedene Tests zu überstehen. Für den Tilt-Test wird der Wagen auf einer Plattform in eine Schräglage von 45 ° und anschließend 60 ° gebracht. Der größte Fahrer muss währenddessen im Wagen sitzen. Hierbei dürfen keine Flüssigkeiten austreten. Ebenso dürfen die entlasteten, oben stehenden Räder nicht den Boden des Tilt Table verlassen.

Beim darauffolgenden Noise Test wird geprüft, ob der Wagen die vorgeschrieben maximale Lautstärke von 110 db bei einer vorgegebenen Kolbengeschwindigkeit des Motors nicht übersteigt.

Zuletzt werden die Bremsen auf ihre Funktionstüchtigkeit getestet. Nach einer Beschleunigungsstrecke hat der Fahrer stark abzubremsen und alle vier Räder des Autos müssen dabei blockieren.

Sind alle Tests bestanden, wird der Wagen freigegeben und darf an den dynamischen Disziplinen teilnehmen. Im Falle des Nichtbestehens muss nachgebessert und das Scrutineering erneut durchlaufen werden.

Regelwerk

Bei der Konstruktion und Entwicklung der Fahrzeuge müssen die Teams jedes Jahr einem neuen Regelwerk Folge leisten. Dies garantiert die Sicherheit der Teilnehmer und wahrt gleichzeitig den Wettbewerb. Zusätzlich zum Regelwerk der FSAE, gelten für die meisten Rennwochen noch ergänzende veranstaltungsspezifische Regeln.

Trotz dieser Regularien gibt es große Freiheiten, den Wagen nach den individuellen Vorstellungen des jeweiligen Teams zu konstruieren. Grundlegende Vorgaben sind z.B. die Auslegung des Fahrzeugs als formelähnlichen Einsitzer mit freistehenden unverkleideten Rädern, die maximale Größe des Hubraums von 710 cm³ sowie die Begrenzung des Ansaugwegs mit einem Luft-Restriktor (20 mm).

/// Dynamische Disziplinen

Bei den dynamischen Disziplinen werden die Wagen hinsichtlich ihrer Quer- und Längsbeschleunigung, der Effizienz, der Bremskraft, dem Handling und der Haltbarkeit getestet.

 

Skid Pad

Für das Skid Pad ist ein in Form einer Acht abgesteckter Parkour zu durchfahren (Spur 3 m, Durchmesser 15,25 m). Pro Team treten zwei Fahrer in jeweils zwei Läufen an, gewertet wird die schnellste Zeit pro Team. Es sind maximal 50 Punkte zu erreichen.

Acceleration

Auf einer Gesamtlänge von 75 Metern wird das Beschleunigungsverhalten des Wagens getestet. Jedes Team hat die Möglichkeit, zwei Fahrer in jeweils zwei Läufen ins Rennen zu schicken. Das Team mit der schnellsten Beschleunigung erhält die Höchstpunktzahl von 75.

Autocross

Im Autocross muss der Wagen auf einem 800 m langen Rundkurs, bestehend aus Geraden, Schikanen, Haarnadelkurven und Slalomabschnitten gesteuert werden. Auch hier gilt: zwei Fahrer mit jeweils zwei Läufen pro Team. Das schnellste Team erhält 150 Punkte.

Endurance

Wie der Name bereits sagt, handelt es sich bei dieser Disziplin um ein Ausdauerrennen. Es ist eine Renndistanz von 22 km auf einer dem Rundkurs des Autocross ähnlichen Strecke zu absolvieren. Nach der Hälfte findet ein Fahrerwechsel statt, der in maximal drei Minuten erfolgt sein muss. Pro Lauf dürfen sich maximal sechs Wagen gleichzeitig auf dem Kurs befinden. Schnellere Teams können in gekennzeichneten Bereichen andere Fahrer überholen. Es wird jedoch nicht direkt gegeneinander gefahren, sondern die Gesamtzeit pro Team gewertet. Das Schnellste erhält 300 Punkte.

 Fuel Economy

Die Treibstoffeffizienz wird anhand des während des Endurance verbrauchten Treibstoffs ermittelt. Die höchste Wertung erhält das Team mit dem sparsamsten Wagen. Die maximal erreichbare Punktzahl liegt bei 100.